In Fehrs neuem Buch sind 18 Erzählungen versammelt. Schon der erste Blick auf die äußere Form verrät: dies ist keine gewöhnliche Prosa. Es ist eine Prosa des Zusammenbruchs ohne Unglück. Sprechprosa.
In Fehrs Buch sind 18 Erzählungen versammelt und jede davon hat es in sich. Schon der erste Blick auf die Form verrät, dass dies keine gewöhnliche Prosa ist. Durch ständige Zeilenbrüche brechen Zeilen im Wortsinn weg, werden zu Versen. Satzzeichen sind Mangelware. Es ist eine Prosa des Zusammenbruchs ohne Unglück. Denn obgleich Satzzeichen und Absatzgestaltung die Statik des Texts ins Wanken bringen, ist dieser doch getragen von einer faszinierenden Rhythmik, die jedes Mitlesen zum Mitsprechen verführt. Ganz zufällig kommt diese Besonderheit nicht zustande. Der Schweizer Michael Fehr, Jahrgang 1982, ist seit seiner Geburt sehbehindert, weshalb er seine Schriftstücke nicht niederschreibt – sondern diktiert. Manchmal inszeniert er Texte singend auf der Bühne.
Die Länge der einzelnen Miniatur-Erzählungen variiert, manche nehmen nur eine Seite, andere dagegen deren 20 ein. Bei allen Miniaturen aber hinterbleibt ein Eindruck, als handelte es sich um Gedichte. Gedichte, in denen es nur so wimmelt vor skurrilen, unheimlich-märchenhaften Gestalten und einem gehörigen Schuss morbiden Witzes.
Oder wann haben Sie sich zuletzt in einem Schriftstück ausführlichst erläutern lassen, wie ein Rebhuhn sachgemäß zu zerstückeln ist?
Text: Michael Fehr, Glanz und Schatten (Der gesunde Menschenversand 2017)
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